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Historische Lichtsignale

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Folgende Informationen habe ich im "Neuen Universum Band 47" aus dem Jahr 1926 gefunden:

Im Zusammenhang mit selbsttätiger Zugsicherung, die in etwa so funktionierte, wie es heute noch bei analogen Modelleisenbahnen gemacht wird [Isolation der Schienen gegeneinander und automatische Prüfung, ob diese Isolation durch die leitenden Achsen der Fahrzeuge überbrückt wird], werden Lichtsignale erwähnt, die bei Tag und Nacht und vor allem auch bei Nebel vom "Führer" der Lok auf 500m Entfernung sicher erkannt werden können.

Hier ein Bild eines solchen Signals.


© Das neue Universum Band 47, Union Deutsche Verlagsgesellschaft 1926

Das Signalbild weicht allerdings von allen heute bekannten Systemen deutlich ab. Je nach Ausführung sind 6 oder 8 Lampen installiert, die paarweise geschaltet werden (1 - 4). Und da man der Elektrik grundsätzlich noch nicht so recht traute, ist am Signalmast ein Petroleumbrenner (5) installiert, der dem Führer den Standort und die Nummer des Signals anzeigt - wenn nur er sichtbar ist, liegt eine Störung vor und der Zug muß anhalten.
Wird das Signal bei Halt überfahren, so löst ein elektrisch betriebener Knallkapselapparat (6) aus, um den "stumpfen" oder gar "leichtsinnigen" Lokführer auf seinen Fehler hinzuweisen.
Im Kasten (7) ist die Stromversorgung und die Ansteuerelektrik für das Signal untergebracht.
Die Nummer (8) dürfte der Sensor sein, der ein Überfahren bei Halt erkennt und (9) sind die Betätigungsseile, mit denen das Signal - mechanisch - betätigt wurde.


© Das neue Universum Band 47, Union Deutsche Verlagsgesellschaft 1926

Die Signalbilder im Einzelnen:

  1. Halt: je ein rotes und ein grünes nebeneinanderliegende Licht*
  2. Fahrt: 2 weiße, nebeneinanderliegende Lichter
  3. Langsamfahrt: 2 rote, nebeneinanderliegende Lichter*
  4. Halt erwarten: 2 grüne, übereinanderliegende Lichter
Die Zahlen beziehen sich auf das Bild oben.
Das vierbegriffige Signal wurde nur an besonders schwierigen Stellen (Weichen, Kreuzungen, ...) aufgestellt.

*: Ob sich hier ein Fehler des Schriftsetzers eingeschlichen hat ??
   Dagegen spricht die Abb. 6, die rot-rot nicht zeigt.

Gesteuert wurden diese Signale über Relais mit Doppelspulen. Im Normalzustand herrscht ein Gleichgewicht und das Relais ist im Ruhezustand bzw. das Signal steht auf "Fahrt". Gelangt nun eine leitende Achse in den Streckenblock, so wird eine Wicklung des Relais kurzgeschlossen. Es zieht an und das Signal fällt auf "Halt". Gleichzeitig wird über eine Umschaltmimik dafür gesorgt, daß der davor liegende Block wieder in den Selbsthalt gelangt, das zugehörige Signal also wieder "Fahrt" anzeigt.
Der fahrende Zug sperrt demnach den Block hinter sich und gibt gleichzeitg den vor diesem Block befindlichen wieder frei - das Prinzip hieß damals "System der offenen Strecke" und wird heute Selbstblock genannt.
Das Ganze ist etwas vereinfacht dargestellt, da von der Steuerung auch ein eventueller Stromausfall erkannt werden musste oder Fremdströme, die z. B. bei elektrischen Lokomotiven durch die Nutzung der Gleise als Rückleiter auftraten.




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Letzte Aktualisierung: 27.08.09