Vor dem Besuch des Eisenbahnmuseums
Hermeskeil steht für einen Rheinländer zunächst eine mindestens
zweistündige Autoanfahrt entlang Rhein und Mosel ins Saarland.
Recht schlecht ausgeschildert findet man dann in Hermeskeil direkt hinter einer
Eisenbahnbrücke den Bahnhof (mit Parkmöglichkeiten) und im Hintergelände
das "Museum".
Nachdem wir den am stillgelegten Bahnhof geparkten Schienenbus
sowie die hinter einem Maschendrahtzaun zu sehenden Dampf- und Dieselloks bewundert haben,
gelangten wir durch eine Unterführung zu Gleis 2 auf das Museumsgelände.
Ein kleines ehemaliges Dampflok-BW nimmt die Prunkstücke auf (die
01 204 mit Wagner Windleitblechen sowie eine 044?,
davor stehen die übrigen Loks, zum Teil wie frisch aus der
Waschstraße, zum Teil kaum noch als solche zu erkennen. Das Gelände ist nicht
erschlossen, man muß sich also seinen Weg durch Schotter,
Gleise, Loks, Waggons und Trümmer suchen, dafür nimmt
keiner Anstoß, wenn man auf oder
in die Maschinen klettert (was offiziell verboten ist !)
Manche Lokomotiven wirken betriebsbereit, wenn da nicht die abgelaufene HU-Kennzeichnung
wäre; diese Maschinen sind auch durch brutal hineingequetschte Gitter
unzugänglich gemacht, um Sammler davon abzuhalten, alles, was irgendwie
abzuschrauben ist, mitzunehmen. Viele sehen jedoch eher wie ein halbleeres
Ersatzteillager aus. Besonders bedrückend ist
die Ecke, wo man durch die verrosteten Kessel den Himmel sehen kann.
Gespräche mit den Museumsmitarbeitern ergaben, daß es keine einzige
betriebsfähige Dampflok auf dem Gelände gibt; die 01 ist abgelaufen, es fehlt
das nötige Geld zur Hauptuntersuchung, bei allen anderen Maschinen sind mehr oder
weniger große Mängel vorhanden, die zuvor beseitigt werden müßten.
Neben Geld fehlt hier vor allem die Baugenehmigung für eine Halle, um die besser
erhaltenen Loks vor der Witterung zu schützen und Arbeiten an ihnen
auszuführen.
Funktionsfähig sind nur eine dieselelektrische Lok Typ Taigatrommel und eine
Motordraisine mit einem VW-Motor. Als netten Gag, aber unter diesen Umständen etwas
daneben, empfand ich die - aus Sicherheitsgründen - ganz ans Ende gezogene Dampflok,
die zwar mit Holz und Kohlen gefeuert wurde, der aber sämtliche Sicherheitsventile
entfernt wurden, so daß sich keinerlei Druck aufbauen konnte, nicht einmal genug
für die Dampfpfeife :-( oder den Hilfsbläser, um zumindest einen Teil des Rauchs aus
dem Führer stand zu saugen
Eine weitere dieselhydraulische Lokomotive rottet vor sich hin, weil der Vorwärm-
Boiler undicht ist - das Ding sieht genauso wie ein altmodischer Badeofen aus, und
funktioniert auch so. Da der Diesel nur im vorgewärmen Zustand gestartet werden darf,
und - wie oben beschrieben - keine Halle zur Reparatur zur Verfügung steht, dürfte
auch diese Lok bald nur noch Schrottwert haben.
Es gibt auch zwei E-Loks, eine E04 und eine E94. Beiden sieht man den Zahn der Zeit an,
die E04 wurde erst wenige Wochen vor unserem Besuch nach jahrelangen Verschlossensein
geöffnet; das muß eine rechte Tropfsteinhöhle gewesen sein.