Diese Fahrt wird an allen September- und Oktober Wochenenden von der DBT ausgerichtet und kostet 68,-DM.
Ohne Reservierung wurden wir (zum Glück) von unserem Platz in der zweiten Klasse verscheucht, die nette
Schaffnerin gab uns dann den Tip, daß die erste Klasse fast leer sei, und es gäbe schließlich keine
Klassenunterschiede auf dieser Fahrt ;-)
Pünktlich um 9.44 starteten wir über die Hohenzollernbrücke zum stillgelegten und schon teilweise
abgebrochenem Bahnhof Köln-Kalk. Dort wurde die Lok, die den Zug bisher rückwärtsfahrend gezogen hatte,
umgesetzt. Von hier aus fuhren wir über die Südbrücke auf die linksrheinische Hauptstrecke, über Brühl,
Bonn nach Remagen. Ohne jede Anstrengung - wie ja auch nicht anders zu Erwarten - erreichten wir auf
die Minute pünktlich Kreuzberg:
Wasserfassen = Fotohalt = Führerstand besichtigen.
Die folgende Pendelfahrt nach Remagen unterbrachen wir in Mayschoß, um den köstlichen Ahrwein zu
probieren (das Zeugs ist jedoch für meinen Südwein-verwöhnten Gaumen ungenießbar sauer:-( )
Um 14.57 galt es, die Lok bei der Einfahrt zum Haltepunkt zu erwischen - sie kommt dort nämlich aus
einem Tunnel. Anschließend hieß es noch mal eine Stunde warten, bis die Lok in Kreuzberg erneut
'getankt' und umgesetzt hatte.
Die Rückfahrt begann mit ca. 5 Minuten Verspätung. Rüchwärts fahrend bis Remagen, dort wieder umgesetzt
und in die "falsche" Richtung nach Koblenz - warum, das sollte bald klar werden (Vor zwei Jahren fuhren
die 62 015 bzw. nach deren Ausfall die 03 001 vor Remagen aus weiter rückwärts nach Köln:
Beschreibung hier ):
Die 01 gab jetzt richtig Gas (oder Dampf ;-). Während auf der Hinfahrt nur kurzfristig mal über 100 km/h
erreicht wurden, schien das jetzt der Schnitt zu werden. In Remagen mußte sogar ein Regionalexpress
auf unsere Abfahrt warten! Hinter Koblenz ging es dann im großen Bogen auf die andere Rheinseite und
dort wieder mit Volldampf nach Bonn-Beuel. Der Lokführer sagte, daß sie laut Fahrplan nur 120km/h
fahren dürften, woraufhin der Heizer einwarf: "Und wenn's schneller wird, sagen wir das nicht!"
Tatsache ist, daß die Lok eine Zulassung auf 140 km/h hat, bei den Testfahrten 1996 locker die 170km/h
Marke überschritt und heute 15 Minuten zu früh in Köln ankam. Sie hat also auf der ca. 200 km Strecke
20 Minuten aufgeholt - das fällt auch modernen Fahrzeugen schwer.
Der Zug:
Der Zug bestand aus der Stromlinien-Schlepptenderlok 01 1102 sowie 6 Waggons: je zwei 1. und 2. Klasse
Reisezugwaggons, 1 Mitropa Speisewaggon und als Schlußwagen dem Henschel-Wegemann Waggon; alle jeweils
mit Faltenbalgübergängen.
Über die Entstehungsgeschichte der Stromlinien-01 kann man geteilter Meinung sein, was zählt, ist die
zeitlos elegante Erscheinung. Es ist schon ein Erlebnis, auf dem Führerstand dieser Maschinen zu stehen
und ihr Leben zu "spüren".
Die Lok wurde 1995 in Bebra vom Denkmalsockel geholt, wo sie seit 20 Jahren vor sich her rostete und
innerhalb eines halben Jahres im RAW Meiningen aufgearbeitet, wobei der Auslieferungszustand 1940 nach
Originalunterlagen wiederhergestellt wurde. Bei der Zulassungsfahrt erreichte sie deutlich über 170km/h
(nach Meinung des Lokführers wäre noch mehr drin gewesen, wenn die Teststrecke nicht zu Ende gewesen wäre).
Anschließend (!) wurde die Stromlinienverkleidung angebracht und die Lok auf Deutschlandtour geschickt.
Im Jahr 1997 lag die Lok eine Zeitlang in Deutz-Tief an der Kette, angeblich weil irgendwelche Rechnungen
nicht bezahlt worden sind. Fakt ist, daß die Lok auf einer Langstrecke im Rheintal ständig irgendwelche
Planzüge vorbeilassen mußte und dabei soviel Öl verbrauchte, daß eine schwerwiegender Lagerschaden auftrat.
Sie wurde dann nach Meiningen geschleppt und dort abgestellt - bis sie in diesem Frühjahr repariert wurde
und wieder eingesetzt werden kann.
Mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 140km/h und einer vmax über 170km/h ist sie nach dem
Abstellen der 18 201 (alias 02 0201-0) die schnellste betriebsfähige Lok der Welt.